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Risse im Mauerwerk – Wann harmlos, wann kritisch?

Risse gehören zu den häufigsten Beobachtungen an Gebäuden. Doch nicht jeder Riss stellt ein statisches Problem dar. Entscheidend ist die Ursache und das Rissbild.


Während Haarrisse häufig nur optischer Natur sind, können Schräg- oder Vertikalrisse auf Bewegungen im Tragwerk oder im Untergrund hinweisen.


Eine fachgerechte Bewertung erfordert die Erfahrung eines Bauingenieurs und eine methodische Analyse.


Typen und Bedeutung von Rissen

Risse lassen sich nach Lage, Form und Ursache klassifizieren. Die folgende Tabelle gibt eine technische Übersicht:

Rissart

Typisches Erscheinungsbild

Mögliche Ursache

Bewertung

Haarriss

feine, netzartige Struktur < 0,2 mm

Schwindvorgänge, Putzspannungen

meist unbedenklich

Vertikalriss

durchgehend über mehrere Steinlagen

Setzungen, Temperaturdehnung

prüfen, falls Rissbreite > 0,3 mm

Schrägriss

diagonal über Öffnungen

ungleichmäßige Setzungen, Lagerungsverformungen

kritisch, statische Ursache möglich

Horizontalriss

entlang von Lagerfugen

Schubbeanspruchung, Frost, Korrosion

kritisch – Tragwerksprüfung erforderlich


Ursachen für Rissbildung

Risse können sowohl baustoffbedingt (z. B. Schwinden des Putzes) als auch baukonstruktiv (z. B. Setzung, Temperatur, Feuchte) entstehen.


Häufige Ursachen sind:

  • unzureichende Fundamentgründung

  • fehlende Dehnfugen

  • Temperatur- oder Feuchteschwankungen

  • mangelhafte Putzhaftung oder Untergrundvorbereitung

  • Bauwerksbewegungen durch Umbau oder Anbauten


Vorgehensweise bei der Beurteilung

Eine sachgerechte Rissanalyse erfolgt in mehreren Schritten:

  1. Sichtprüfung → Lage, Form und Verlauf des Risses dokumentieren.

  2. Rissweitenmessung → Messlupe oder Messlineal, ggf. Rissmonitoring über mehrere Wochen.

  3. Feuchtigkeitsprüfung → Ausschluss von Leckagen oder Kondensat.

  4. Ursachenanalyse → Vergleich mit Bauplänen und Lastannahmen.

  5. Statische Beurteilung → Nachrechnung oder Spannungsanalyse bei Verdacht auf Tragwerksbeeinflussung.


Sanierungsprinzip – Ursache vor Symptom

Risse sollten nicht einfach verfugt oder überstrichen werden. Entscheidend ist die Behebung der Ursache. Erst nach Ursachenbeseitigung kann eine technisch korrekte Instandsetzung erfolgen.

Schritt

Maßnahme

Ziel

1

Ursachenanalyse und Dokumentation

Grundlage für Sanierung

2

ggf. statische Sicherung (z. B. Bewehrungsankern, Unterfangung)

Wiederherstellung der Tragfähigkeit

3

Rissverpressung oder -verfüllung mit Epoxid oder Zementleim

Wiederherstellung Dichtigkeit und Verbund

4

Oberflächensanierung und Kontrolle

optische und technische Abnahme


Dokumentation und Beweiswert

Eine vollständige Dokumentation ist entscheidend für Gewährleistung und Beweisführung.


Erforderlich sind:

  • Übersichts- und Detailfotos mit Maßstab und Datum

  • Grundriss- und Lagezuordnung

  • Klassifikation nach DIN EN 1504 und DIN 18550

  • ggf. Rissmonitoring-Protokoll


Diese Unterlagen sind wertvoll für Versicherungen und Rechtsanwälte bei späteren Streitfällen.


Fazit

Risse sind nicht automatisch ein Schadensbild, aber immer ein Symptom für Bewegungen im Bauwerk.


Nur eine fachlich fundierte Bewertung ermöglicht die richtige Einstufung und Sanierungsstrategie.


👉 Ingenieurbüro Florian Späth, M.Sc. (TUM) – Analyse und Bewertung von Rissschäden an Gebäuden und Tragwerken.


📞 0176 / 61000568


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